Reinhold Messner über Hans Kammerlanders und Stephan Kecks Filmprojekt
Derk Hoberg hat beim Deutschen Sportpresseball in Frankfurt mit Reinhold Messner über unser aktuelles Manaslu-Projekt gesprochen. Was die frisch von der deutschen Sportpresse ausgezeichnete „Legende des Sports“ davon hält, lest ihr hier.
„Reinhold Messner hat den Heroismus des Bergsteigens entmystifiziert und es stilistisch verändert, ohne die extremen, sportlichen Herausforderungen zu verharmlosen“, hieß es in der Pressemitteilung von Organisator Jörg Müller im Vorfeld des Deutschen Sportpresseballs 2017. Dort wurde der 73-Jährige am vergangenen Wochenende als „Legende des Sports“ ausgezeichnet. Auch, weil Messner als Autor, Filmemacher und Politiker für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur eintritt und selbst von Kritikern stets als geradliniger, integrer Mensch geschätzt werde. Darüber hinaus engagiert er sich mit seiner Stiftung für diverse Projekte im Himalaya und ist unlängst unter die Dokumentarfilmer gegangen.
Reinhold Messner beim Deutschen Sportpresseball in Frankfurt. (Foto: Derk Hoberg)
Herr Messner, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch für die Auszeichnung. Man hat den Eindruck, Sie freuen sich mehr über die zugehörige Aufmerksamkeit für Ihre sozialen Anliegen als über die Anerkennung Ihrer bergsteigerischen Leistungen…
Reinhold Messner: Das ist richtig, ja. Es ging mit beinahe zeitlebens darum, den Heroismus aus dem Bergsteigen zu nehmen und zu zeigen wie es wirklich ist. Das Heldentum wurde von außen in das Bergsteigen gebracht. Das war eine harte Aufgabe, zu zeigen, dass es nicht so ist und darauf bin ich stolz. Der Preis wurde mir also auch mindestens zur Hälfte dafür verliehen. Für mich ist es sogar die wichtigere Hälfe, als das, was ich auf den Bergen erreicht habe.
Sie sagten in Ihrer Dankesrede, es sei wichtig, im Hier und Jetzt zu leben, sich nach erreichten Erfolgen neue Ziele zu setzen und nicht zu lange in der Vergangenheit zu verweilen. Sie selbst haben das auch immer getan, haben sich stets weiterentwickelt. Können Sie denn verstehen, dass ihr ehemaliger Bergkamerad Hans Kammerlander nun nach 26 Jahren nochmals an den Manaslu zurückkehrt, um dort einen Weg zu Ende gehen, den er damals auf tragische Art und Weise beenden musste?
Reinhold Messner: Ich glaube nicht, dass jetzt der Gipfelerfolg, den er damals aufgrund der tragischen Umstände nicht erreichte, als er seine Freunde Friedl Mutschlechner und Karl Großrubatscher an diesem Berg verlor, Hans´ oberste Priorität ist. Das Ziel ist vielmehr ein kulturelles, es soll ja ein Film dabei entstehen und ob Hans nun rauf kommt oder nicht, ist dafür völlig irrelevant. Der Manaslu ist an und für sich auch kein schwieriger Berg mehr heutzutage und wird hier vorrangig dafür genutzt, um Hans Kammerlanders Leben im Film nachzuerzählen. Nach diesem schlimmen Erlebnis vor vielen Jahren finde ich es gut, dass er und sein jetziger Seilpartner Stephan Keck diesen Berg als Motiv dafür gewählt haben.
Ich merke, Sie sind bereits gut über das Projekt informiert…
Reinhold Messner: Nun, mit vielen meiner ehemaligen Bergpartner, von denen noch etwa zwei Drittel am Leben sind, stehe ich in gutem Kontakt. Mit meinem Partner Hans Kammerlander sowieso. Was ich nicht weiß: wann der Film fertig sein wird.
Das kann ich Ihnen wiederum verraten: Der Film von Regisseur Gerald Salmina wird wohl den Titel „Manaslu“ tragen und im Herbst 2018 in die Kinos kommen.
Reinhold Messner: Besten Dank für die Info, dann schaue ich ihn mir an.
Sie selbst sind inzwischen auch als Regisseur tätig, produzieren derzeit auch fleißig. Was genau steht da an?
Reinhold Messner: Ein Film ist bereits erschienen („Still alive – Drama am Mount Kenia“, Anm. d. Autors) und derzeit befinden wir uns in der Postproduktion unseres Doku-Spielfilms „Der heilige Berg“. Dazu basteln wir gerade daran, ein weiteres Filmprojekt im Februar starten zu können. Da wird es nach Südamerika gehen, so viel kann ich verraten. Ich möchte Geschichten erzählen, die einfach erzählt werden müssen.
Das Interview mit Reinhold Messner führte Derk Hoberg im Rahmen des Deutschen Sportpresseballs in Frankfurt am Main (4.11.2017), bei dem der Südtiroler als „Legende des Sports“ gewissermaßen für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Der Südtiroler hatte gemeinsam mit Peter Habeler 1978 als erster den Mount Everest ohne Hilfe von Flaschensauerstoff bestiegen und dieses Kunststück an allen weiteren Achttausendern wiederholt.
Foto: Derk Hoberg